Rolf Zacher - Kurzbiographie

Rolf Zacher wird am 28.03.1941 in Berlin geboren. In den 50er Jahren wird seine Leidenschaft für die Schauspielkunst geweckt; nach einer Konditorlehre besucht er kurz die Max-Reinhardt-Schauspielschule und gründet 1961 mit Peter Przygodda das "Ein-Groschen-Theater" in Berlin / Kreuzberg.

Die 60er

Nach häufig wechselnden Jobs als Anstreicher, Bauhelfer, Tellerwäscher, Nachtportier, Bierfassanstecher, Bananen-, Würstchen- und Zeitungsverkäufer landet Zacher im "Eden" in Wilmersdorf; dort verkauft er belegte Brötchen, arbeitet als Rausschmeisser und lernt nebenbei seine Texte. Häufig gewinnt er den ersten Preis im mitternächtlichen Rock-'n-Roll-Preistanz.
Seine ersten Schritte in Richtung Filmstar unternimmt Zacher in den 60er Jahren in einem medialen Umfeld, das von den damaligen rebellischen Jungregisseuren als "Opas Kino" bespöttelt wird. In der TV-Detektivserie "Gestatten, mein Name ist Cox" (1964) ist Zacher stichwortgebender "supporting act" des späteren Bülowbogen-Arztes Günter Pfitzmann.
Trotz seiner ambivalenten Haltung gegenüber Schauspielschulen besucht Zacher 1963 für einige Wochen das Ufa-Nachwuchsstudio. 1965 ist er in einer kleinen Rolle in Ulrich Schamonis Film "Es" zu sehen und sammelt dabei wichtige Set-Erfahrungen. Der ursprünglich von Helmut Käutner entdeckte Jungschauspieler vertieft dann seine Erfahrungen in eher seichten Komödien wie "Morgens um 7 ist die Welt noch in Ordnung" (1969).

Die 70er

In die Anfang der 70er losgetretene Sexwelle taucht Rolf Zacher nur kurzfrisitg ein. Nach eher harmlosen Schlüpfrigkeiten, wie "Helgalein - Trimm dich durch Sex", landet der Jungmime bald an den Gestaden des "Neuen deutschen Films". Rolf Zacher tritt in zumeist fernsehfinanzierten Frühwerken von Peter Lilienthal, Hans W. Geissendörfer, Klaus Lemke und Ulrich Schamoni auf. George Moorse beschert ihm seine erste Hauptrolle in "Kuckucksjahre" (1968).
Privat orientiert sich Zacher zu jener Zeit in München, wo er zeitweise bei der Rockkommune "Amon Düül 2" lebt. Er probiert sich als Sänger auf einigen LP-Tracks und will die desolate finanzielle Situation der Kommune durch einen Banküberfall in Landshut lösen. Doch dann erhält er eine Rolle in Klaus Lemkes "Liebe, so schön wie Liebe" (1971).

Ein wichtiger Fixpunkt seiner Filmkarriere wird die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Robert van Ackeren. Nach "Harlis" (1972) und dem zwei Jahre später gedrehten "Der letzte Schrei" (1974), spielt Rolf Zacher auch noch 16 Jahre später in van Ackerens Erotik-Hit "Die Venusfalle". Die Wertschätzung, die Rolf Zacher bereits Anfang der 70er Jahre in der deutschen Filmwirtschaft genießt, steigt in den kommenden Jahren kontinuierlich. Dies läßt sich auch an der Tatsache ermessen, daß Rolf Zacher zum deutschen Synchronsprecher des "New Hollywood"-Stars Robert de Niro erwählt wird, als Martin Scorseses "Mean Street" die hiesigen Kinos erreicht.

1968 spielt Zacher in seiner ersten europäischen Produktion, "Cantando a la vida" (Dt./Sp.) von Angelino Fons. Während der Dreharbeiten erleidet er einen schweren Autounfall, dessen Spätfolgen Anfang der 70er mit stark morphiumhaltigen Medikamenten behandelt werden. Als diese seine Schmerzen nicht mehr lindern, greift Zacher zum Heroin. Die Sucht bestimmt Zachers Leben während der nächsten 8 Jahre. 1974 kauft Zacher eine grössere Menge Heroin in Amsterdam, wird von einem Polizeispitzel geködert und im September '74 verhaftet. Während sich in der Filmbranche bereits die ersten Versöhnungsgesten der Jungfilmer mit der Riege der Altproduzenten abzeichnen, wird Rolf Zacher endgültig zum Fall für die Boulevardpresse.

Im Gegensatz zu seinem Privatleben, das von Sucht und Beschaffungsängsten geprägt ist, entwickelt sich Zachers Karriere in den kommenden Jahren kontinuierlich nach oben. Bereits 1976 kann er es sich erlauben, nur noch in Kinoproduktionen aufzutreten. In Alexander Kluges "Der starke Ferdinand" (1976) spielt er zusammen mit Ex-"Ekel Alfred" Heinz Schubert. Die Mitwirkung in der Simmel-Verfilmung "Lieb Vaterland magst ruhig sein" (1976, Regie: Roland Klick) beschert Rolf Zacher ein Wiedersehen mit Günter Pfitzmann.

Unter der Regie des langjährigen Fassbinder-Mitarbeiters Michael Fengler trifft Zacher in der Frankfurter Milieustudie "Eierdiebe" (1976) auf sein eher wortkarg-lakonisches Pendant, den Schauspieler Marquard Bohm, Star aus Rudolf Thomes "Rote Sonne" und Roland Klicks "Deadlock". Bereits fünf Jahre zuvor spielte Rolf Zacher die Hauptrolle in "Terror Desire", der einzigen Regiearbeit Bohms.

Während seiner Drogenzeit wird Zacher mehr als zehnmal verhaftet und zu mehr oder weniger langen Haftstreifen verurteilt. Dann entzieht er ein letztes Mal und bleibt von da an clean.
Reinhard Hauff engagiert Zacher 1979 für die Verfilmung von "Endstation Freiheit" nach dem Drehbuch des ebenfalls vorbestraften Autoren Burkhard Driest, dem enfant terrible und Vorzeige-"Ex-Knackie" des damaligen Literaturbetriebes. Der Film gerät 1980 für Rolf Zacher zum Erfolg par excellence: 1981 erhält er als bester Schauspieler des Jahres das "Filmband in Gold"; wenig später wird ihm der Darstellerpreis "Charlie-Chaplin-Schuh" in München verliehen. Rainer Werner Fassbinder besetzt ihn in seinem "Berlin Alexanderplatz" (1980) in einer kleineren Rolle.

Die 80er

Einen grossen Schritt in Richtung "Szenestar mit Kultstatus" stellt für Rolf Zacher der Film "Schwarzfahrer" (1982) von Manfred Stelzer dar. Die Komödie mit Filmpartnerin Iris Berben trifft den Nerv der Zeit und verschafft Zacher eine monatelange Präsenz auf den Leinwänden deutscher Programmkinos. Rolf Zacher baut sein Leben, den "abgebrannten Zirkus", mühsam und Stück für Stück wieder auf.

Während der Dreharbeiten zu Thomas Manns "Zauberberg" lernt Zacher den amerikanischen Schauspieler Rod Steiger kennen, der für ihn nach eigenem Bekenntnis die Rolle einer Vaterfigur spielt und später über ihn sagt: "Für so einen wie Zacher würden sie in Amerika überall einen roten Teppich ausrollen."

Endgültig auf Kult setzt schließlich Regisseur Dieter Küster 1986 mit seinem Film "Va Banque", der neben Rolf Zacher, Rio Reiser und dem Cajun-Rocker Willy de Ville als besonderen Gimmick die Mitwirkung des heutigen Außenministers Joschka Fischer bietet.

Der mit dem Durchbruch des privaten Fernsehens einhergehende Quotendruck und die allgemeine Neuorientierung der Branche von kulturellem Anspruch in Richtung kommerzielle Verwertbarkeit zwingen jedoch auch einen Schauspieler vom Format Rolf Zachers zur beruflichen Umorientierung. Mit der ambivalent rezipierten Wiedervereinigungsposse "Der Brocken" (1992, R: Vadim Glowna) endet Rolf Zachers Wirken für den deutschen Autorenfilm.

Der Niedergang des Neuen Deutschen Films in den 80er Jahren spült dessen Schauspieler und Regisseure zusehends in die Kanäle des deutschen Fernsehens. Dort ist auch Rolf Zacher inzwischen häufiger zu finden: in "Knastmusik" (1989) mutiert er zum Liebling des Vorabendprogramms und wird durch seine Mitwirkung im "Havelkaiser" (1994) nun auch für spätgeborene Günter-Pfitzmann-Fans zum Begriff. Statt anspruchsvoller Rollen heisst es jetzt für Zacher "Peng! Du bist tot!" (1987, mit Ingolf Lück) oder auch "Voll normaaaal" (1994, mit Tom Gerhardt).

Die 90er

Privat ändert sich für Rolf Zacher in den 90ern einiges. Hatte er in den 80er Jahren, von der Boulevardpresse zugleich bewundert und belächelt, seine ziellose Nichtsesshaftigkeit in einem zum Wohnmobil umgebauten Chrysler Dodge Van als sinnvollste Lebensform eines Biofood und Kamillentee konsumierenden Ex-Junkies proklamiert, so stellt er 1989 seine motorisierte "Lustgrotte" für immer auf einem Filmgelände ab, um sich fortan dem Dasein in einer angemieteten Wohnung zuzuwenden.

Das ganze schauspielerische Talent Rolf Zachers wird nur noch selten und dann im Ausland (sic!) eingefordert. In der italienischen Komödie "I magi randagi" (1996) stellt Rolf Zacher an der Seite von Pier Paolo Pasolinis einstigen Lieblingsschauspielern Laura Betti und Franco Citti sein Können unter Beweis.

Im deutschen Fernsehen gerät Zacher immer tiefer in das Klischee vom "bösen Buben", manchmal mit und manchmal ohne Herz. Insbesondere die durchaus zahlreichen jugendlichen Zacher-Fans kennen ihr Idol mittlerweile hauptsächlich als telegenen Selbstdarsteller aus deutschen Talk-Shows, in denen Zacher mit seinem Aussenseiter-Image auffällt, das er mit Witz und Verve glaubhaft verkörpert.
1992 nutzt Zacher die Dreharbeiten in New York zu "Go Trabi Go 2" für ein erstes Treffen mit seiner in den USA aufgewachsenen, nunmehr 18jährigen Tochter. Nach anfänglichen Ambivalenzen wohnen die beiden eine zeitlang gemeinsam in Paris.

Nach dem einige Jahre später gescheiterten Versuch, eine unter seiner Namenspatronage in Berlin eröffnete Kneipe zum Szenetreff zu pushen, weicht Rolf Zacher seinen hohen Verbindlichkeiten aus und quartiert sich in einem maroden Gutshaus im Havelland ein.

ab 2000

Durch verschiedene Werbeauftritte, z. B. für "BILD" oder auch "LBS", hält sich Rolf Zacher mühsam über Wasser. Im September 2002 erscheint seine Autobiographie "Endstation Freiheit" im Argon Verlag und weckt erneutes Interesse der Öffentlichkeit an seiner Person.

Es schliesst sich eine Lesereise durch die Bundesrepublik an, auf der Rolf Zacher mit großem Erfolg alle Register seines Könnens zieht: er liest, singt und begleitet sich dazu auf dem Keyboard. Zacher spielt vor vollen Häusern und geniesst den direkten Kontakt mit dem Publikum, der ihm in den letzten Jahren seiner Karriere mehr und mehr abhanden gekommen war.

Doch auch dem deutschen Kino bleibt er erhalten - durch seine Mitwirkung in Dani Levys "Väter" (2002) findet Zacher erneut Anschluss an den aktuellen deutschen Autorenfilm; in der Komödie "Männer wie wir" (2004) von Sherry Horman mimt Zacher den heterosexuellen Trainer einer schwulen Fussballmannschaft.

Zacher bleibt dem Credo aus seinen Memoiren also treu: "Die Vielschichtigkeit zu zeigen (...) war stets der Sinn meiner Arbeit, denn niemand ist auf einen Charakterzug festlegbar, in jedem von uns ist doch alles ..."